Man nimmt an, daß 60 % aller Patienten, die in deutsche Allgemeinarztpraxen kommen überwiegend über psychische Probleme und deren somatische Folgen klagen. Diese Zahl sagt eigentlich alles über die Bedeutung der hausärztlichen psychosomatischen Grundversorgung. Das klingt zunächst wie ein künstliches Aufblähen eines alltäglichen Geschehens und stimmt im Kern doch. So gibt es die verschiedensten Projektionsorgane, auf die Patienten bei chronischen Überlastungen (Dystress) ihren psychischen Fehlzustand übertragen. Klassisch sind der Magen (Gastritiden, Magengeschwüre), der Darm(Reizdarmsyndrom) und das Herz (Herzrasen).
Hieraus ist die Wichtigkeit der Fortbildung des Hausarztes zu diesem Thema erkennbar, sowie die Bereitschaft des Hausarztes sich mit dem Thema zu befassen. Für uns ist die hausärztliche Betreuung mit Berücksichtigung der familiären, beruflichen und sonstigen Umstände elementarer Bestandteil unseres ärztlichen Handelns.
Das Syndrom der rastlosen Beine ist eine
Erkrankung, die erst seit wenigen Jahren bekannt ist und sich noch
unter intensiver Forschung befindet. Viele Zusammenhänge sind noch
unklar, Behandlungskonzepte verändern sich noch in raschen Zyklen.
Die
Erkrankung ist dadurch gekennzeichnet, daß der oder die Betroffene
sobald er abends im Bett zur Ruhe kommt durch unangenehme
Mißempfindungen in den Beinen gequält wird, die erst durch Bewegung oder
andere Reize besser werden. Damit verbunden sind Schlafstörungen und
dadurch bedingte Symptome am Tage durch Schlafmangel.
Nach der RLS e. V., der Deutschen Restless Legs Vereinigung (http://www.restless-legs.org) gibt es folgende diagnostische Kriterien:
Sensible Symptome:
Kriterien zur Diagnose des Restless Legs Syndroms
Minimalkriterien
Bewegungsdrang der Beine meist assoziiert mit Missempfindungen (einseitig, beidseitig oder seitenwechselnd) wie Kribbeln, Ziehen, Reissen, Jucken, Brennen, Krämpfe oder Schmerzen
Bewegungsdrang und Missempfindungen treten ausschließlich in Ruhesituationen auf (Sitzen, Liegen), bzw. werden durch sie verstärkt
Die Beschwerden können durch Bewegung vorübergehend gelindert oder beseitigt werden
Die Beschwerden treten vorwiegend abends oder nachts auf bzw. sind zu dieser Zeit stärker ausgeprägt als tagsüber
Zusätzliche Kriterien
Schlafstörungen?
Unwillkürliche Beinbewegungen (Zuckungen) im Schlaf, im Wachzustand und in Ruhe?
Wurden die Beschwerden im Lauf der Zeit immer stärker?
Traten die Beschwerden während einer Schwangerschaft auf?
Tagesmüdigkeit?
Gleiche oder ähnliche Beschwerden bei Verwandten in gerader Linie?
Bei
dem größten Teil der RLS-Patienten treten darüber hinaus sogenannte
¨Periodische Beinbewegungen¨ auf. Diese ¨periodic limb movements during
sleep¨ (PLMS) treten typischerweise alle 20-40 Sekunden über längere
Strecken im Schlaf, aber auch im Wachezustand auf. Der ohnehin
oberflächliche, kurze Schlaf der Betroffenen wird so durch unzählige
Weckreaktionen restlos zerstört. Nicht selten bescheren sie auch dem
Partner ruhelose Nächte. Die ¨Periodischen Beinbewegungen¨ können nur
mit einer Schlafableitung im Schlaflabor (Polysomnographie) eindeutig
nachgewiesen werden.
Die RLS-Erkrankung beginnt meist zwischen
dem 30. und 50. Lebensjahr und weist zu Beginn häufig einen
schubförmigen Verlauf mit längeren beschwerdefreien Intervallen auf. Im
Laufe der Jahre nehmen die Beschwerden an Intensität zu und treten sogar
kontinuierlich auf.
Auch bei Kindern sowie jungen Menschen, bei
denen ein Verdacht auf ein RLS geäußert wird, sollte vor einer
langjährigen medikamentösen Dauerbehandlung die Diagnose in einem
Schlaflabor gesichert werden.
Die Therapie umfaßt Medikamente aus der Gruppe der Parkinson Therapie (Levodopa),
sowie Medikamente, die bei Krampfleiden Anwendung finden, aber auch
Medikamente, die in der Schmerztherapie benutzt werden. Eine kausale
Therapie gibt es bisher nicht. Eine Heilung ist nicht möglich.
Vor Therapiebeginn sollte ein Eisenmangel ausgeschlossen werden, da dieser zu Symptomen des RLS Syndroms führen kann.
Die Grippeimpfung ist eine vorbeugende Maßnahme zur Verhinderung einer
Influenza-Erkrankung („echten Grippe“), die nicht mit einem banalen
„grippalen Infekt“ (einer Erkältung) verwechselt werden darf.
Es
wird empfohlen, die Impfung – wenn sinnvoll, siehe unten – möglichst
jedes Jahr in der Zeit von September bis November durchführen zu lassen.
Eine Impfung ist jedoch auch zu einem späteren Zeitpunkt noch möglich
und sinnvoll, da der Impfschutz bereits 7 bis 14 Tage nach der Impfung
voll ausgeprägt ist. Der nach einer Impfung gebildete Schutz ist 6 bis
12 Monate wirksam.
Wer geimpft werden sollte
Grippeimpfung während des landesweiten Impfprogramms gegen Schweinegrippe im Jahr 1976
Eine
Empfehlung für die Impfung gilt vor allem für Risikopersonen
(Säuglinge, alte Menschen, Personen mit geschwächtem Immunsystem),
Mitarbeiter im Gesundheitswesen und Personen, die häufig mit Kranken in
Kontakt kommen. D.h., dass in diesen Gruppen die Impfung forciert und
die Durchimpfungsrate auf über 70 % gesteigert werden sollte.
Das
Risiko für gesunde Säuglinge und Kleinkinder, während der Grippesaison
aufgrund von Erkrankungen des Atemtrakts in ein Krankenhaus aufgenommen
werden zu müssen, ist ähnlich hoch wie bei erwachsenen
Hochrisikopatienten oder bei Älteren (Izurieta HS et al, NEJM 2000;
342:232-9), was nach Ansicht vieler Ärzte eine routinemäßige Impfung
rechtfertigt.
In
der aktuellen Empfehlung der STIKO (Juli 2006), die seit dem
Infektionsschutzgesetz in Deutschland amtlich-verbindlichen Charakter
hat, wird die Influenza-Impfung jedoch weiterhin unverändert nur für
Personen über 60 Jahre als Standard-Impfung (S) empfohlen. Für andere
Personen in Deutschland ist die Influenza-Impfung durch die STIKO bei
Vorliegen einer „Indikation“ (I) empfohlen, z.B. bei bestimmten
bestehenden Grundleiden, oder bei „Personen mit erhöhter Gefährdung
(B/I), z. B. medizinisches Personal, Personen in Einrichtungen mit
umfangreichem Publikumsverkehr sowie Personen, die als mögliche
Infektionsquelle für von ihnen betreute ungeimpfte Risikopersonen
fungieren können.“ Zusätzlich wird die Impfung für Personen empfohlen,
die direkten Kontakt zu Geflügel und Wildvögeln haben, um
Doppelinfektionen mit dem Erreger der aviären Influenza und den aktuell
zirkulierenden Influenzaviren zu verhindern.
Bei
einer drohenden oder zu erwartenden „intensiven Epidemie“ wird
entsprechend der jeweiligen entsprechenden Empfehlungen der
Gesundheitsbehörden vorzugehen sein.
Generelle
Empfehlungen zur Influenza-Impfung an „alle, die nicht krank werden
wollen“, sind daher in Deutschland arzt- und haftungsrechtlich nicht
begründet. Eine Ausnahme bildet das Land Baden-Württemberg, in dem eine
generelle Influenzaimpfung für alle Einwohner öffentlich empfohlen wird.
Dennoch
ist es möglich und medizinisch zu vertreten, „einen gesunden Menschen,
der nicht krank werden möchte“ und nicht in eine der Risikogruppen
fällt, zu impfen. Deshalb ist auch die Vorgehensweise von Firmen, ihren
Mitarbeitern eine kostenlose Grippeimpfung anzubieten (um damit die
Krankenstände während einer Grippesaison zu reduzieren!) ethisch
vertretbar, da bei gesunden Erwachsenen nicht nur diese um 20 %
reduziert werden können, sondern auch die Erkrankung selbst,
Arztbesuche, Medikamentenverordnungen, Krankenhauseinweisungen und
Sterbefälle jeweils um gut 20 % gegenüber der Vergleichsgruppe mit einer
Placeboimpfung abnehmen.
Bei
schwangeren Frauen ist das Komplikationsrisiko einer Influenzainfektion
erhöht. In einigen Ländern (z. B. Österreich, USA) wird dabei –
abhängig von der jeweiligen Jahreszeit – empfohlen, Frauen mit
Kinderwunsch bzw. im zweiten oder dritten Trimenon der Schwangerschaft
gegen Influenza zu impfen. In Deutschland existiert derzeit noch keine
solche Empfehlung der Ständigen Impfkommission.
Wer nicht geimpft werden sollte
Kontraindiziert
ist die Impfung bei Menschen mit einer nachgewiesenen schweren Allergie
gegen Hühnereiweiß, da herstellungsbedingt im Impfstoff Spuren von
Hühnereiweiß enthalten sein könnten. Ebenso soll bei bekannten
Überempfindlichkeitsreaktionen gegen andere Impfstoffbestandteile nicht
geimpft werden. Für diese Personen steht die neue Substanzklasse der
Neuraminidase-Hemmer zur allfälligen Verfügung.
Wirksamkeit der Impfung
Die
Influenzaimpfung verhindert bei jungen, immunkompetenten Personen in
etwa 80% eine Influenza-Erkrankung. Aber gerade bei geschwächten oder
älteren Personen mit beeinträchtigtem Immunsystem, die auf einen Schutz
gegen Influenza besonders angewiesen wären, kann aufgrund dieser im
Alter nachlassenden Immunantwort die Effektivität der Impfung auf bis zu
30-40% abnehmen. Allerdings wurde auch in dieser Bevölkerungsgruppe
nachgewiesen, dass die Impfung wenn schon nicht vor der Erkrankung
selbst, so doch vor den wichtigsten Komplikationen schützt, nämlich vor
Krankenhauseinweisung und Tod. Deshalb wird einerseits empfohlen, diese
Personen vorsichtshalber zweimal zu impfen bzw. wurde andererseits ein
spezieller „adjuvantierter“ Impfstoff, Fluad®, für ältere Menschen
entwickelt, der zu deutlich höherer Antikörper-Bildung führt, allerdings
auch teurer ist. Klinische Vorteile der adjuvantierten Impfstoffe
gegenüber herkömmlichen Spaltimpfstoffen sind derzeit umstritten.
Eine
2006 im British Medical Journal veröffentlichte Studie [1] kritisiert
die Beweiskraft bisheriger Untersuchungen zur Wirksamkeit der
Grippeimpfung und stellt damit in Frage ob die Grippeimpfung überhaupt
eine signifikante Wirkung besitzt. [1] [2]
Nebenwirkungen
Nebenwirkungen
treten bei einer Influenza-Impfung bei ca. 13 % der Geimpften auf.
Diese beschränken sich allerdings, wie in randomisierten, kontrollierten
und doppelblinden Studien festgestellt wurde, auf lokale Beschwerden
wie Rötung, Schwellung oder Schmerzen an der Einstichstelle, die etwa 1
bis 3 Tage anhalten und den betroffenen Menschen nicht weiter stören.
Leichte Allgemeinbeschwerden wie Fieber, Gliederschmerzen, Mattigkeit
usw. können bei Personen auftreten, die noch nie mit einem Grippe-Virus
in Kontakt gekommen sind, also v.a. bei Kindern.
Der
Impfstoff selbst kann weder Influenza noch andere Erkrankungen
auslösen. Damit schützt er auch nicht vor mehr oder weniger banalen
Erkältungen, die landläufig ebenso als „Grippe“ bezeichnet werden, und
die somit bei Geimpften ebenso häufig auftreten wie bei Ungeimpften.
Dies stellt u.a. eine der Ursachen für die verbreitete Meinung dar,
„gerade wegen“ der Impfung krank geworden zu sein.
Im
Zusammenhang mit der Grippeimpfung wird von Impfgegnern manchmal auf
das Guillain-Barre-Syndrom (GBS), eine Erkrankung des Nervensystems mit
Lähmungserscheinungen, hingewiesen. Die Ursache dieser Erkrankung, die
in den USA mit einer Häufigkeit von 10 bis 20 Fällen pro 1 Million
Einwohner und Jahr auftritt, ist letztlich unbekannt. In der Literatur
werden Fälle beschreiben, in denen diese Erkrankung nach Insekten- oder
Zeckenstichen, Schwangerschaften oder Operationen aufgetreten ist.
Einige Studien lassen vermuten, dass pro Jahr ein bis zwei Fälle pro 1
Million Impfungen auftreten. Dabei handelt es sich wohlgemerkt um
Vermutungen, da eine randomisierte, kontrollierte Studie mit mehreren
Millionen Teilnehmern durchgeführt werden müsste, um diese Aussagen zu
bestätigen. Dies ist allerdings ethisch nicht zu vertreten, da der
Nutzen der Influenza-Impfung eindeutig belegt ist.
Impfstoffe
aktuelle Zusammensetzung des Impfstoffs
Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt folgende Virenstämme
· für die Nordhalbkugel der Erde in der Influenza-Saison 2006/2007:
Focetria ist ein Pandemie-Impfstoff auf Basis des Adjuvans MF59 des
schweizerischen Unternehmens Novartis Vaccines and Diagnostics. Als
erstes seiner Art ist es am 8. Mai 2007 in den 27 EU-Staaten sowie
Norwegen und Island zugelassen worden, nachdem sich auch gegen die
Virenstämme H5N1 und H9N2 eine Wirksamkeit gezeigt hatte.
Herstellung des Impfstoffs
Die
Herstellung des Grippeimpfstoffes erfolgt in Gewebekultur. Die
Vermehrung des Virus erfolgt in bebrüteten Hühnereiern, den „specific
pathogen free eggs“, deren Alter 10-11 Tage beträgt. Im Februar des
jeweiligen Jahres entscheidet die WHO über die Zusammensetzung des
saisonalen Winter-Impfstoffes. Diese sogenannten „Seed-Viruses“ werden
an die Hersteller ausgesendet. Der Hersteller führt, um optimale
Ausbeuten zu erhalten, eine HG(High-Growth)-Reassortierung durch. Diese
dauert ungefähr 6 Wochen.
Das
Influenzavirus vermehrt sich in der Chorio-Allantois-Membran. Die mit
dem Influenzavirus versehenen (inokulierten) Eier werden 3 Tage bei 32°C
bebrütet (inkubiert), während der es zur starken Vermehrung des Virus
kommt. Die Eier werden geöffnet und pro Ei werden 6‒?7 ml virushaltige
Allantois-Flüssigkeit geerntet. Je nach Art der Impfstoffpräparation
gibt es Unterschiede im weitern Prozessverlauf. Grundsätzlich
unterscheidet man zwischen lebend-attenuierten und Tot-Impfstoffen.
Totimpfstoffe werden eingeteilt in
· Inaktiverte Ganzpartikelimpfstoffe: Inaktiverung der Viren mittels einer kombinierten Anwendung von Formaldehyd, beta-Propiolacton und Psoralen
· Teilpartikelimpfstoffe: Zerstörung der Virusoberfläche mit Detergentien oder starken organischen Lösungsmitteln
· Untereinheitimpfstoffe: die Oberfläche wird vollständig aufgelöst und spezifische Komponenten (äHmagglutinin-
und Neuraminidase-Proteine) herausgereinigt. Eine andere Möglichkeit
besteht darin, die Untereinheiten rekombinant herzustellen.
Untereinheitimpfstoffe sind nur wenig immunogen, besitzen dafür aber
geringe Nebenwirkungen.
Bei
der Herstellung von Lebendimpfstoffen werden attenuierte Stämme
verwendet, die jedoch vermehrungsfähig bleiben. Hier wird unterschieden
in
· kälte-adaptierte Stämme:
diese Stämme sind nur bei Temperaturen um 25°C zu Vermehrung fähig, was
die Viren auf die oberen Atemwege beschränkt. Durch die fehlende
Replikation in den unteren Atemwegen entwickeln sich nur milde Symptome,
keine vollständige Influenza. Ein Beispiel ist der Stamm A/Leningrad/134/47/57 (H2N2)
· temperatur-sensitive Stämme:
die Replikation dieser Stämme ist auf einen Temperaturbereich von
38‒?39°C limitiert, es kommt auch hier nicht zum Befall der unteren
Atemwege.
Lebendimpfstoffe
wirken effizienter als Totimpfstoffe, da sie neben humoraler Immunität
(eine durch in den Körperflüssigkeiten zirkulierende Antikörper bewirkte
Form der Immunität) auch zelluläre Immunantworten auszulösen in der
Lage sind.
Die
Produktion des Influenza-Impfstoffes in Eiern ist arbeitsintensiv und
zeitaufwendig. Die Produktion des Impfstoffes dauert ca. 6 Monate, der
fertige Impfstoff liegt im Juni/Juli vor und wird jährlichen klinischen
Studien unterzogen. Im Fall einer Influenza-Pandemie ist die
grosstechnische Produktion in Eiern durch den Bedarf an Millionen von
Eiern nicht zu realisieren, da die Planung der hierfür nötigen
logistischen Kapazitäten etwa 2 Jahre im Voraus erfolgt. Zudem erfordern
Ei-Impfstoffe eine komplizierte Aufreinigung und verursachen
Nebenwirkungen, bei denen Ei-Protein-Allergien ein besonderes Problem
darstellen. Ein weiteres Manko ist die Anfälligkeit des
Produktionsprozesses für Kontaminationen und der deshalb nötige Einsatz
grosser Mengen Antibiotika. Pandemische Influenza-Stämme sind zudem sehr
aggressiv; insbesondere Stämme aviären Ursprungs lassen sich nicht auf
Hühner-Embryonen vermehren.
Eine
Alternative ist die Produktion des Impfstoffs in Vero-Zellen. Derartige
Impfstoffe sind in verschiedenen Ländern zugelassen (z.B. NL, dort
hergestellt durch Firma Baxter AG). Die Vorteile dieser Technologie
liegen in der Kürze des Produktionsprozesses (durch Wegfallen der
HG-Reassortierung) und den grossen Produktionskapazitäten. Hierdurch
kann auf schnell ansteigenden Bedarf kurzfristig reagiert werden.
Die
Kultivierung von Vero-Zellen erfolgt grosstechnisch in Bioreaktoren mit
einigen 1000 Litern Fassungsvermögen. Pandemische Stämme können mit
hohen Ausbeuten vermehrt werden. Die Steriltechnik (Technik unter dem
Gesichtspunkt der Sterilisierbarkeit und Reinigbarkeit der Anlagen, wie
auch dem Rückhaltevermögen gegenüber Mikroorganismen oder biologisch
aktiven Wirkstoffen) ermöglicht ein sicheres Design der
Produktionsstätte. Das Hantieren mit pandemischen Influenzastämmen
erfordert Sicherheitsklasse-3 (BSL-3; Bio saftey level), welche für
Ei-Facilities, aufgrund des Prozessablaufes (schwierig zu
automatisieren), nicht zu realisieren ist.
Impfmodus
Impfungen
gegen Influenza müssen jedes Jahr neu erfolgen. Selbst gegen diejenigen
Virus-Varianten, für die der Impfstoff aktuell gerade optimal
zusammengesetzt ist, nimmt die Schutzwirkung nach weniger als einem Jahr
schon wieder ab. Außerdem führen Drift und Shift der
Virus-Immunoberflächen im Laufe der Saison und erst recht bis zur
nächsten Saison zur Abnahme der Wirksamkeit des Impfstoffes. Diese große
Veränderlichkeit des Grippevirus (v.a. seiner Oberflächenproteine –
siehe Influenza und Immunsystem) stellt an Entwicklung und Verteilung
der Impfstoffe große Anforderungen.
Ungeklärte Fragen
Impfungen
gegen Influenza müssen jedes Jahr neu verabreicht werden. Damit nimmt
die Influenza-Impfung eine absolute Sonderstellung ein, denn jährlich
immer wieder neu zu verabreichende Impfungen gibt es gegen keine andere
Infektionskrankheit. Obwohl also Influenza-Impfungen seit Jahrzehnten
weltweit jedes Jahr Millionen von Menschen verabreicht werden, gibt es
bisher keine überzeugenden Längsschnitt-Untersuchungen bei regelmäßig
jährlich Geimpften. Die bisherige „Spontanerfassung“ der Nebenwirkungen
durch die Anbieter reicht nicht. Selbst schwerwiegende Nebenwirkungen
können über Jahrzehnte hinweg unerkannt bleiben, wenn man nicht gezielt
untersucht wird (aktuelles Beispiel: Ergebnisse der WHI zur
Hormonersatzbehandlung im Klimakterium). Eine japanische Untersuchung,
die schon nach einer Influenza-Impfung bei einer „beträchtlichen Anzahl“
der Geimpften eine Zunahme an potentiell gefährlichen Antikörpern gegen
Impf-Bestandteile (Hühnereiweiß) nachwies (Yamane und Uemura,
Epidemiology and Infection, 100 (2) 291-9 /1988) mahnt zur Vorsicht,
blieb bisher aber ohne Reaktion.
Die
amtliche Ständige Impfkommission (STIKO) in Deutschland empfiehlt die
Grippeimpfung von Kleinkindern im Alter von 6 Monaten bis 23 Monaten
auch im Jahre 2006 nur im Ausnahmefall [2], nämlich bei einer erhöhten
gesundheitlichen Gefährdung infolge eines Grundleidens. Dementgegen
haben die US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) vor wenigen Jahren eine generalisierte Indikation zugunsten des
Einsatzes einer trivalenten inaktivierten Influenza-Vakzine (TIV)
gestellt. Im Jahr 2006 wurde dort etwa jedes zweite Kleinkind in dieser
Altersgruppe geimpft. Sicherheitsbedenken führten zu einer
retrospektiven Auswertung der Daten der Vaccine Safety Datalink,
einem Zusammenschluss von acht Krankenkassen, die zwischen Januar 1991
und Mai 2003 Datensätze zu 69.359 Impfungen bei 45.356 Kindern
sammelten. Nach dem Forschungsbericht im US-Medizinerfachblatt (JAMA
2006; 296: 1990-1997)[3] kam es nicht zu vermehrten Komplikationen. Die
positive Schutz-Wirkung hingegen war nachweisbar signifikant vorhanden.
Die Ausnahme bildete ein tendenzieller Anstieg von
Gastritis-Duodenitis-Behandlungen.[4]
Zusammenfassend
wird die Impfung von den Ärzten dieser Praxis für alle Patienten
empfohlen, wobei Einzelfallentscheidungen immer möglich sind und
natürlich individuell geprüft werden müssen..
Die hier ausgesprochenen Impfempfehlungen entsprechen den Impfempfehlungen der Stiko des Robert Bosch Instituts. Näheres sehen Sie auch dort.
Aufgabe der der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) ist es, Empfehlungen zur Durchführung von Schutzimpfungen und zur Durchführung anderer Maßnahmen zur spezifischen Prophylaxe übertragbarer Krankheiten abzugeben (§20 Absatz 2 Infektionsschutzgesetz). Die Empfehlungen werden vom Robert Koch-Institut den obersten Landesgesundheits-behörden übermittelt und anschließend veröffentlicht. Die Veröffentlichung erfolgt im Epidemiologischen Bulletin, in der Regel werden die Empfehlungen einmal jährlich aktualisiert.
Aktuelle Empfehlungen und Archiv: Die Internetseiten zu den Empfehlungen der STIKO beinhalten die aktuellen Empfehlungen und das Archiv mit den Empfehlungen aus den Vorjahren. Bei den aktuellen Empfehlungen wird der Impfkalender für Säuglinge, Kinder, Jugendliche und Erwachsene, der Teil der Empfehlungen der STIKO ist, als eigene Datei veröffentlicht. Dies soll der raschen Information dienen. Dokumente zur Erläuterungen der aktuellen Empfehlungen werden ebenfalls an dieser Stelle veröffentlicht.
Die jeweils aktuellen Empfehlungen finden Sie auch immer auf dieser Seite.
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME, engl. tick-borne encephalitis, TBE, Frühsommer-Meningitiserkrankung)
ist eine durch das FSME-Virus ausgelöste Erkrankung, die mit
grippeähnlichen Symptomen, Fieber und bei einem Teil der Patienten mit
einer Meningoenzephalitis, der Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten,
verläuft. Bei dem Großteil der Patienten treten bei einer Infektion
jedoch keine Krankheitszeichen auf. Übertragen wird die Krankheit durch
den Stich einer infizierten Zecke in Risikogebieten, hauptsächlich durch
Ixodes ricinus, dem gemeinen Holzbock. Eine ursächliche Behandlung der
FSME ist nicht möglich. Neben allgemeinen Schutzmaßnahmen wie dem
Absuchen des Körpers nach einem Waldbesuch kommt die aktive Impfung als
vorbeugende Maßnahme in Frage. Sie wird, national etwas unterschiedlich,
für alle Personen, die sich in Risikogebieten aufhalten, empfohlen. Der
direkte und indirekte Nachweis des FSME-Erregers ist meldepflichtig.
Erreger und Übertragung
Der
Verursacher der Frühsommer-Meningoenzephalitis ist das FSME-Virus, ein
humanpathogenes Virus aus der Familie der Flaviviridae[1]. Dieses Virus
ist ein behülltes Einzelstrang-RNA-Virus [ss(+)RNA], von dem derzeit
drei Subtypen (Western, Siberian, Far Eastern Subtype) bekannt sind.
Der in Europa vorkommende Western Subtype des FSME-Virus wird durch den Stich einer infizierten Zecke übertragen.
Wichtigste Vektoren in Mitteleuropa sind die Arten der Gattung Ixodes mit der häufigsten einheimischen Art, dem Gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus) sowie Ixodes persulcatus, seltener auch die Gattungen Rhipicephalus, Dermacentor, Haemaphysalis, Amblyomma und aus der Familie der Lederzecken die Gattungen Argas und Ornithodorus.
Das
FSME-Virus wird beim Einstich aus der Speicheldrüse der Zecken
übertragen. Im Gebüsch, an Waldrändern oder in hohem Gras auf Wiesen
besteht das größte Risiko eines Zeckenstiches, weil dort Kleinsäugetiere
(Mäuse), Vögel und Wild als Hauptwirte (primäres Erregerreservoir) der
Zecken leben. In Höhen oberhalb von 1000 Metern kommen keine Zecken vor.
In Risikogebieten liegt der Anteil der FSME-infizierten Zecken bei etwa
0,1 % bis 5 % [2].
Die
Übertragung durch virusinfizierte Milchprodukte ist sehr selten. Sie
geschieht über die Milch von Ziegen und Schafen, in Ausnahmefällen auch
von Kühen. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich.
Durch
Zecken kann auch das Bakterium Borrelia burgdorferi übertragen werden
und zur Lyme-Borreliose führen. Dabei handelt es sich um eine Krankheit,
die wesentlich häufiger als die FSME auftritt. Während die FSME in
Deutschland nur in bestimmten Risikogebieten auftritt, ist bei der
Borreliose von einer Infektionsgefährdung in allen Landesteilen
auszugehen.
Häufigkeit
In
Deutschland ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis seit 2001 nach § 7
Abs. 1 Infektionsschutzgesetz durch den Leiter des diagnostizierenden
Labors meldepflichtig. Im Jahr 2004 wurden insgesamt 274, im Jahr 2005
432 und 2006 546 Fälle gemeldet, die den Falldefinitionen des
Robert-Koch-Institutes (RKI) entsprachen. Als „Fall“ wird hierbei
bezeichnet, wenn bei einer Person, die:
grippeähnliche Beschwerden oder Symptome des zentralen Nervensystems hat,
ein labordiagnostischer Nachweis (Serologie oder PCR) einer zugrundeliegenden FSME gelang [3].
Aufgrund
der grippeähnlichen, oft unspezifischen Symptomatik ist eine hohe
Dunkelziffer von Erkrankungen möglich (die dann aber harmlos verlaufen).
In
der Schweiz erkranken pro Jahr etwa 100 Personen an FSME, wobei 2005
(204 Fälle) und 2006 (249 Fälle) ein starker Anstieg zu verzeichnen war
[4]. In Österreich gab es zwischen 1999 und 2004 41 bis 82
FSME-Erkrankungen, 2005 stieg die Zahl auf 100 Erkrankungen [5] mit drei
Todesfällen [6].
Risikogebiete
In Deutschland galten bis 2006 Land- oder Stadtkreise als FSME-Risikogebiete,
in denen im Zeitraum von einem Jahr mindestens zwei oder innerhalb
einer 5-Jahresperiode mindestens fünf Erkrankungen festgestellt wurden.
Dabei musste die Ansteckung im selben Gebiet erfolgt sein. Als Hochrisikogebiete galten bis 2006 diejenigen Risikogebiete, in denen innerhalb von fünf
Jahren mindestens 25 Krankheitsfälle auftraten. Dies waren der
Schwarzwald in Südbaden, der südhessische Odenwald, die Bergstrasse
sowie die Region um Passau [7].
Seit
2007 wird ein Kreis in Deutschland als Risikogebiet definiert, wenn die
Anzahl der übermittelten FSME-Erkrankungen in den 5 Jahren zuvor im
Kreis oder in der Kreisregion (bestehend aus dem betreffenden Kreis
sowie allen angrenzenden Kreisen) signifikant höher liegt als die bei
einer Fünfjahresinzidenz von einer Erkrankung pro 100.000 Einwohner
erwartete Fallzahl (die deutschlandweite Inzidenz für FSME liegt bei 1,3
Erkrankten pro 100.000 Einwohnern jährlich) [8] [9]. Die bisherige
Unterscheidung in Risiko- und Hochrisikogebiete wurde 2007 aufgegeben.
Insgesamt wurden durch Umdefinitionen des Erkrankungsrisikos ab dem Jahr
2007 33 neue Kreise in Deutschland zu FSME-Risikogebieten erklärt
(siehe Karten unter Weblinks). Der Zuwachs an neuen Landkreisen kam
nicht dadurch zustande, dass vermehrt FSME-Infektionen außerhalb der
schon 2006 bestehenden Risikogebiete erworben wurden.
In
der Schweiz finden sich Risikogebiete in den nördlichen Landesteilen,
am häufigsten im Kanton Zürich, gefolgt von Thurgau, St. Gallen, Aargau,
Bern und Zug.
Österreich
gilt als ein Kernland der FSME-Virusverbreitung in Europa. Das gesamte
Bundesgebiet ist Zecken-Endemiegebiet, wobei sich die FSME in den Alpen
auf die größeren Täler beschränkt. Die meisten Erkrankungen gab es 2005
in der Steiermark, Öbersterreich und Tirol, jedoch gab es in allen
Bundesländern FSME-Fälle [10]. Die Hochrisikogebiete befinden sich
entlang der Donau in Wien, in der Wachau, im Gebiet von St. Pölten sowie
zwischen Passau und Linz. Auch große Teile des Burgenlandes, Kärntens
und der Steiermark sowie das Tiroler Inntal sind Gebiete mit hohem
Risiko, dazwischen finden sich weitere Risikogebiete. Als Besonderheit
erkranken in Österreich trotz der weiten Verbreitung verhältnismäßig
wenig Personen an FSME, was an der hohen Impfrate von rund 90% liegt
[11].
In
anderen europäischen Ländern ist die Situation sehr unterschiedlich.
Besonders ausgeprägt ist das Risiko in Russland, der Tschechischen
Republik und europaweit am höchsten in den baltischen Staaten Litauen,
Estland und Lettland. Eine nicht unerhebliche Bedeutung besitzt die FSME
neben Deutschland, Österreich und der Schweiz vor allem in Polen,
Ungarn, Slowenien, Kroatien, Schweden, Finnland und der Slowakischen
Republik. Nur selten wird ein Vorkommen in Frankreich, Italien, Dänemark
und Griechenland beobachtet, überhaupt keines im Vereinigten
Königreich, den Benelux-Ländern und auf der iberischen Halbinsel [11].
Symptome und Krankheitsverlauf
Nur
etwa 10-30 % der Infizierten zeigen Symptome, bei den restlichen
verläuft die Krankheit asymptomatisch. Zwei bis zwanzig Tage nach der
Infektion treten grippeähnliche Symptome mit Fieber und Kopf- und
Gliederschmerzen auf, die sich nach wenigen Tagen wieder zurückbilden.
Wiederum
nur bei einem kleinen Teil (etwa 10 %) der symptomatischen Patienten
kommt es etwa eine Woche nach der Entfieberung zu einem zweiten
Fiebergipfel mit bis zu 40 °C Körpertemperatur. Auch Zeichen der Gehirn-
und Hirnhautbeteiligung treten in diesem Stadium auf: Kopfschmerzen,
Erbrechen sowie Hirnhautzeichen (meningeale Reizzeichen). Schreitet
diese Meningoenzephalitis fort, treten Bewusstseinsstörungen bis zum
Koma und Lähmungen auf. Diese Symptome können mehrere Monate anhalten,
häufig kommt es jedoch selbst nach schweren Verläufen zur völligen
Ausheilung [12].
Diagnostik
Ein
erinnerlicher Zeckenstich in der Krankheitsgeschichte und die
neurologische Untersuchung geben Hinweise auf eine Erkrankung. Wird eine
Lumbalpunktion durchgeführt, zeigen sich eine Zellvermehrung
(Pleozytose) und eine Eiweißerhöhung in der Hirnflüssigkeit (Liquor
cerebrospinalis) ab dem zweiten Fiebergipfel.
Beweisend
für eine FSME ist der Nachweis von IgM- und IgG-Antikörpern gegen das
Virus in Serum oder Liquor mittels eines ELISA-Testes. Auch dieser
Nachweis ist erst mit Beginn der zweiten Fieberphase möglich. Zu
beachten ist, dass eine FSME-Impfung zu positiven Antikörpertitern
führt. Spezialverfahren zum direkten Virusnachweis sind die RT-PCR sowie
der Western Blot [2].
Behandlung und Prognose
Es
bestehen keine Möglichkeiten der ursächlichen (kausalen) Therapie,
spezifische antivirale Medikamente existieren nicht. Ist die Krankheit
einmal ausgebrochen, ist nur eine symptomatische, auf die Linderung
einzelner Symptome konzentrierte Therapie möglich. Das therapeutische
Spektrum umfasst Bettruhe und Schmerzmitteln (Analgetika). Vom
vermeidbaren Einsatz von fiebersenkenden Mitteln (Antipyretika) sowie
Glukokortikoiden wird abgeraten. In schweren Fällen ist eine
intensivmedizinische Behandlung mit parenteraler Ernährung und
Flüssigkeitsersatz, eventuell auch Intubation und kontrollierter
Beatmung notwendig [12].
Im
Rahmen einer Rehabilitation nach der akuten Phase der Erkrankung kommen
Methoden wie die Physiotherapie, Logopädie und neurophysiologisches
Training zum Einsatz.
Die
Prognose ist insgesamt günstig, vor allem bei Kindern und Jugendlichen
[13]. Der überwiegende Teil der Erkrankungen heilt folgenlos aus, bei
Erwachsenen mit Meningoenzephalitis bleiben jedoch zu 10-30 %
neurologische Defizite unterschiedlichen Ausmaßes bestehen. Dabei kann
es sich um Lähmungen (Paresen), Gleichgewichtsstörungen (Ataxien),
Epilepsien, Hörstörungen sowie Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme
handeln. Ein bis zwei Prozent der Patienten mit Meningoenzephalitis
versterben.
Nach einer überstandenen Infektion besteht eine lebenslange Immunität, auch gegen die anderen Typen des FSME-Virus.
Vorbeugung
Allgemeine vorbeugende Schutzmaßnahmen (Expositionsprophylaxe)
sind die Grundlage der Vorbeugung. Im Gegensatz zur Borreliose kann
eine Frühsommer-Meningoenzephalitis durch eine aktive Impfung häufig
verhindert werden. Eine passive Impfung nach einem Zeckenstich (postexpositionelle Immunprophylaxe) wird nicht empfohlen [2].
Allgemeine vorbeugende Maßnahmen
Das
Tragen von langen Hosen und hohem Schuhwerk sowie das Meiden von
Unterholz und hohem Gras mindert das Risiko von Zeckenstichen. Körper
und Kleider sollten nach Besuch von Wald und Flur abgesucht werden.
Gefundene Zecken sollten sorgfältig entfernt, die Stelle des Stichs
desinfiziert und der Zeitpunkt notiert werden.
Impfung
Der
FSME-Impfstoff enthält für eine aktive Immunisierung inaktivierte,
nicht vermehrungsfähige FSME-Viren sowie als Hilfsmittel (Adjuvans)
Aluminiumhydroxid, das die Wirksamkeit des Impfstoffs verstärkt. Der
Impfstoff wird intramuskulär gespritzt. Es gibt mehrere
Impfstoffhersteller, die unterschiedliche Dosierungen ihrer Produkte für
Erwachsene und Kinder anbieten. Der Impfstoff gegen FSME ist sehr
effektiv. Basierend auf Angaben zur Durchimpfung und zur Häufigkeit von
Erkrankungen bei geimpften Personen wurde bei einer Untersuchung in
Österreich die Wirksamkeit nach dreimaliger Gabe auf 96-99 % geschätzt.
Das Erkrankungsrisiko wird von etwa 1:18.000 bei Nicht-Geimpften auf
1:840.000 reduziert. In Österreich erkrankten von 1995 bis 2004
insgesamt nur zwei Geimpfte mit eindeutigen Erkrankungszeichen [14].
Die
Meinungen zur Verträglichkeit der Impfstoffe sind geteilt. Immerhin
betrafen 2004-2005 fast 10 % aller in Deutschland an das
Paul-Ehrlich-Institut gemeldeten Verdachtsfälle auf Impfkomplikationen
FSME-Impfstoffe (insgesamt 224 Verdachtsfälle) [15]. Als Nebenwirkung
treten lokale Hautreaktionen bei bis zu einem Drittel der Geimpften auf.
Fieber als systemische Nebenwirkung der zugelassenen Impfstoffe ist bei
Erwachsenen selten (< 1 %), kommt bei Kindern jedoch etwas häufiger
(6-24 %) vor, jedoch fast ausschließlich in milder Form (unter 40 °C
Körpertemperatur). Weitere Nebenwirkungen können Kopfschmerzen,
Müdigkeit, Übelkeit sowie Muskel- und Gelenkschmerzen sein (10-20 % der
Geimpften). Allergische Reaktionen traten hingegen nur nach 1-2 von
1.000.000 Impfungen auf [16].
Nach
der Erstbeschreibung der Erkrankung 1931[17] und der Isolierung des
FSME-Virus 1956 durch zwei österreichische Ärzte[18] gelang es 1973
Professor Kunz vom Institut für Virologie der Universität Wien, den
Impfstoff FSME-Immun herzustellen [19]. Kunz gründete 1976 das
Unternehmen Immuno und stellte in Orth an der Donau den Impfstoff
industriell her, mit dem von nun an geimpft wurde, anfangs nur
Forstarbeiter. Ende der 1990er Jahre übernahm Baxter International, ein
US-amerikanischer Pharmakonzern die Firma Immuno [20]. Im Jahr 2001
wurde der Impfstoff TicoVac von Baxter aufgrund vermehrter
Fieberanstiege und Fieberkrämpfe bei Kindern vom Markt genommen,
woraufhin für kurze Zeit keine Impfung zur Verfügung stand.
Durchführung
Für einen langjährigen Schutz ist eine Grundimmunisierung notwendig, die aus drei Impfungen besteht. Nach der ersten Impfung wird
vier Wochen darauf erneut geimpft (ab hier ist die Impfung wirksam),
abgeschlossen wird mit einer dritten Impfung 9-12 Monate nach der
zweiten Impfung.
Eine Auffrischungsimpfung wird nach drei bis fünf Jahren empfohlen. In Österreich wird die erste
Auffrischungsimpfung nach drei Jahren durchgeführt, die weiteren
erfolgen jeweils im Abstand von fünf Jahren. Verschiedene neuere
Publikationen mit Bestimmung der Antikörpertiter zeigen jedoch, dass
vermutlich ein wesentlich längerer Impfschutz vorhanden sein dürfte[21]
[22].
Bei
kurzfristigem Bedarf können die Impfungen in einem Schnellschema
verabreicht werden. Dabei werden drei Dosen innerhalb von drei Wochen
gegeben (zweite und dritte Dosis am siebten und 21. Tag). Für einen
langfristigen Schutz ist dann eine einmalige Wiederholungsimpfung nach
einem Jahr notwendig.
Impfempfehlungen
Deutschland:
Nach den Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) [23] am
Robert Koch-Institut besteht eine Indikation zur aktiven Impfung für
alle Personen, die sich in der Zeckensaison vom April bis November in
FSME-Risikogebieten aufhalten und dort durch Beruf (Forst- und
Waldarbeiter, Landwirte) oder Freizeitaktivitäten (Urlauber, Jogger)
Zecken potenziell ausgesetzt sind. In Baden-Württemberg wird durch die
zuständige Länderbehörde die Impfung ohne geographische Einschränkung
öffentlich empfohlen.
Bei
Kindern im Vorschulalter sollte aufgrund der milde verlaufenden
Krankheit (bei unter 6-jährigen Kindern treten nur zu 2 %
Defektheilungen und diese ausschließlich bei Kindern, die mit
Dexametason oder einer passiven Immunisierung nach Zeckenstich behandelt
wurden, auf [13]) und den deutlich erhöhten Impfnebenwirkungsraten in
diesem Alter (siehe unten verlinkte Fachinformationen der Impfstoffe)
die Impfung zurückhaltender erfolgen.
Schweiz:
Die Eidgenössische Kommission für Impffragen der Schweiz empfiehlt
Impfungen für alle Personen in Endemiegebieten, allerdings erst ab einem
Alter von sechs Jahren [16].
Österreich:
Der oberste Sanitätsrat in Österreich sieht eine Impfindikation für
alle Personen, die in Endemiegebieten leben. Impfungen bei Kindern sind
ab einem Jahr zugelassen, bei starker Infektionsgefahr kann im
Einzelfall unter strenger Risiko-Nutzen-Abwägung auch schon ab dem 6.
Lebensmonat eine Impfung erwogen werden [5].
Gegenanzeigen
zur Impfung stellen allgemeine Impfhindernisse wie fieberhafte
Erkrankungen, chronische Krankheiten, Allergien gegen Impfbestandteile
sowie bevorstehende große körperliche Anstrengungen dar. Während einer
Schwangerschaft ist eine sorgfältige Abwägung der Risiken und Vorteile
vorzunehmen. Erfahrungen zur Impfung von schwangeren Frauen liegen nicht
vor.
Impfstoffherstellung
Die Herstellung des FSME-Impfstoffes erfolgt auf sogenannten CEC (chick embryo cells)-Zellen.
Dabei handelt es sich um eine primäre Zelllinie, die von embryonierten
Hühnereiern ausgehend hergestellt wird. Hierzu werden die 10-12 Tage
alten Eier geöffnet, der Embryo entnommen, zerkleinert und einer
Trypsin-Behandlung unterworfen. In kleinen Fermentoren werden die
CEC-Zellen mit dem FSME-Virus inokuliert. Nach Vermehrung des Virus
sterben die CEC-Zellen ab, der Überstand wird geerntet, es erfolgt eine
Inaktivierung des Virus mit Formaldehyd. Anschließend wird eine
Antigen-Reinigung mittels einer Fällungsstufe, Ultrafiltration und einem
kontinuierlichen Saccharose-Gradienten durchgeführt.
Die Rektoskopie dient der Untersuchung des Enddarms auch Mastdarms (in der Abbildung rot) genannt. Durch Sie können folgende Erkrankungen erkannt und dann behandelt werden:
– Haemorrhoiden – Rektumkrebs – Rektumpolypen (gutartige Rektum Tumore) – Rektumfisteln (z.B. im Zusammenhang mit einem Morbus Crohn) und einige mehr.